Fanrivalität my ass!

Der FC St. Pauli ist ja bekanntermaßen ein „linker“ Verein, der das nicht nur unter den AnhängerInnen, sondern auch innerhalb der Mitgliederschaft und der Vereinsstrukturen lebt und auch gerne öffentlichkeitswirksam zeigt.

Über „Links“ und „Rechts“ als politische Haltung gibt es unendlich viel zu sagen und noch mehr zu lesen, aber das hier ist kein Fachblatt für politische Bildung und obwohl ich relativ sattelfest über Politik diskutieren kann, möchte ich hier lediglich die landläufige Interpretation von „Links“ verwenden, weil es für das, was ich sagen möchte auch völlig ausreicht.

„Links“ ist in allererster Linie Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Gleichheit, häufig begleitet von einer kapitalismuskritischen und progressiven Haltung. So weit, so einfach. In unserer freiheitlichen-demokratischen Grundordnung, die das Grundgesetz gebietet und auch schützt, sind Solidarität, Gerechtigkeit und Gleichheit unverhandelbar. Es sind nebenbei auch die Grundpfeiler der meisten Religionen und meistens auch Teil unseres angeborenen und kulturellen Moralkompasses. Kapitalismuskritik und Progressivität, bzw. deren Ausprägungen sind sicher diskussionswürdig. Mit Blick auf Solidarität, Gleichheit und Gerechtigkeit als oberste Ziele, stellt sich die Frage nicht nach dem „ob“, sondern nur nach dem „wie“.

Sorry für die Einleitung, aber die ist wichtig, um zu verstehen, warum es mich gerade so dermaßen ankotzt, dass ich das hier ins Internet schreiben muss:

Die Rivalität zum FC St. Pauli kann nicht sein, dass mensch Plakate mit „Lichtenhagen“ in Frakturschrift mit Sonnenblumen demonstrativ mit hämischem Grinsen zusammen mit einschlägig vorbestraften Tätern zur Schau stellt. Dass mensch Plakate mit „Kategorie CIS“ zeigt und Regenbogenfahnen verbrennt. Allein das Anrücken in Bomberjacken (das Erkennungszeichen der Naziszene in den Baseballschlägerjahren der 90iger) entspringt einer Haltung, die in keiner Weise irgendeinen Gegenpol, irgendeine Opposition oder gar eine andere Meinung gegenüber irgendwas darstellen kann.

Aber auch in Magdeburg oder Dresden, stellen sich immer wieder Personen mit eindeutiger Gestik und Artikulation auf, um irgendeine Gegenposition zu skandieren, die in keiner Weise gesellschaftliche Akzeptanz, vor allem nicht in Deutschland, erfahren sollte. Und auch hier schreitet keine verantwortliche Person ein oder verurteilt und sanktioniert dieses Verhalten entsprechend. Im Gegenteil, solche Vereine verweisen immer gerne darauf, dass sie so wahnsinnig tolerant sind und für andere Werte stehen. Toleranz ist eh‘ ein großer Mist und wird i.d.R. nur gegenüber den eigenen Schwachköpfen gelebt. Die Akzeptanz dieser Werte einzufordern, weil diese eben nicht verhandelbar sind, fällt den verantwortlichen Personen gar nicht erst ein.   

Um es noch deutlicher zu sagen: Wer meint, dieses Verhalten als „Fanrivalität“ verharmlosen zu müssen, der ist eine ausgesprochener GegnerIn der freiheitlichen-demokratischen Grundordnung oder hat diese einfach nicht kapiert und sollte entsprechend gemaßregelt werden, zumindest sollte die Person nicht in öffentlichen Ämtern und Positionen sprechen und handeln dürfen.

Ich bin es zunehmend leid mir diesen Bockmist von Behörden, PolitikerInnen, Medien und Verbands- sowie VereinsfunktionärInnen anhören zu müssen (und das richtet sich auch gegen die „eigenen“). Wir können darüber diskutieren wieviel Kommerz wir wollen, ob wir 3G-Regeln beibehalten oder an die Vernunft appellieren. Wir können uns in sportlicher Rivalität auseinandersetzen und gerne in gewissem Rahmen Lokalpatriotismus zelebrieren. Aber wer den Grundkonsens des menschlichen Zusammenlebens in unserer Gesellschaft in Frage stellt, weil er/sie unbedingt „dagegen“ sein will, der gehört nicht in die Öffentlichkeit und sollte mit entsprechenden Sanktionen belegt werden.

Den rechten Arm heben und „Sieg Heil“ brüllen ist keine Meinung, ist keine Opposition und keine Rivalität, es ist eine Straftat und das sollte allen Verharmlosern, Beschwichtigern und altmodischen Hufeisenfans klar sein.

Hört endlich auf zu lügen!

Diese Pressemitteilung der Rostocker Polizei könnt Ihr getrost als Lüge abheften und diejenigen, die das abschreiben sind Vollidioten!

Dass sich Hansa-Fans und wir uns nicht liebhaben, ist der älteste Hut der Welt. Ich könnte jetzt endlos darüber schwadronieren, warum das so ist, aber hier die (stark vereinfachte und schwarz-weiße) Kurzform: 87% der Hansa-Fans sind wahrscheinlich völlig i.O. und man könnte in sportlicher Rivalität verbunden sein, aber 13% sind Vollidioten, von denen sich dieser Kackverein nie wirklich distanziert hat. Wie auch immer, im Jargon der Staatsmacht heißt sowas dann eben „Hochrisikospiel“ und ist eine willkommene Gelegenheit mal das gesamte Repressionequipement zu entstauben und in Bürgerkriegsmanier zu platzieren. Zusammen mit einem (laut Verlautbarung) Personalaufwand von 1.450 Träger*innen hoheitlicher Gewalt, davon ca. 99,9% vertrauenserweckend gekleidet wie Lord Helmchens Spacemarines für die 1:1 Betreuung der anreisenden Fans. Das Ganze noch mit Hub-Hub-Hubschraubereinsatz, aber wenn interessiert schon Klimakatastrophe und hohe Spritpreise.

Anstoß um 20.30h, damit die Pyroshow noch besser in Szene gesetzt wird und sich Sky- und DSF-Reporter wieder mit Kriegsrhetorik profilieren und DFL und Innenminister ihrem Ziel Ticketpersonalisierung (Überwachung) und 100% Sitzplätze (teurer – mehr Profit) wieder einen Millimeter näherkommen.

Gut, fairerweise ist 20.30h für Auswärtsfahrer wie uns nicht so schlecht, denn man muss nicht zu nachtschlafender Zeit aufstehen und schon zum Frühstück Bier trinken. Zumal Berlin – Rostock in etwa die gleiche (zeitliche) Entfernung aufweist wie Grünau – Spandau mit dem ÖPNV.

Die Anreise war kurzweilig und die Ankunft in Rostock unproblematisch. Wir waren etwas spät (nicht zu spät), deshalb war der Einstieg und Transfer zum Stadion mit den Shuttlebussen auch relativ entspannt. Dass man Busse zu Pandemiezeiten vollstopfen muss, anstatt einfach einen mehr hinzustellen, nun gut … Herr Lauterbach, bei der nächsten Pandemie bilden Sie bitte ein Superministerium mit dem Innenresort, denen ist nämlich unsere Gesundheit von jeher scheißegal. St. Pauli-Fans sind alle geimpft und geboostert, da hat unser Verein nie einen Kompromiss gemacht, warum auch? Wir passen eben aufeinander auf und schützen uns und andere (im Gegensatz zu siehe oben). Dann hinein ins Stadion und da beginnt gleich die erste Grütze …

Im Ostseestadion befinden sich Heimfans und Gästefans in der gleichen Kurve (ich habe mir sagen lassen, dass das in Sandhausen auch so ist, aber hey, da trinkt man vermutlich auch Wein, statt Bier im Stadion). Getrennt durch eine blickdichte Plexiglasscheibe, die ca. 50-100 Gästefans dermaßen sichtbehindert, dass ein kompletter Torraum nicht einzusehen ist. Für diesen Unsinn zahlt man aber den gleichen Preis, wie für den Rest des Blocks. Danke für nichts, kann man da nur sagen. Diese Idiotie führt dann eben genau zu dem, was dann passierte:

Der Catering- und Toilettenbereich des Gästefanblocks, wird durch eine Garagentorkonstruktion aus Aluminium vom Block der Heimfans getrennt und anscheinend gibt es auf deren Seite keine Ordner oder sonstiges Sicherheitspersonal. Also begann unmittelbar neben dem Cateringstand ein infernalischer Lärm, den Hansafans mit Tritten und Schlägen gegen eben jenes Garagentor hervorriefen. In einem Horrorfilm würde man jeden Moment das Brechen des Tores annehmen und eine Herde Zombies strömt aus dem Durchbruch. Ich kann die Stabilität des Tores nicht einschätzen, aber die beständige Lärmkulisse war dermaßen bedrohlich, dass sich die Menge der Gästefans immer mehr auf die andere Seite verlagerte. Neben dem Cateringsstand war dann auch noch die Damentoilette und auch hier war zu spüren, dass das Bedrohungsgefühl immer stärker wurde. Plötzlich flogen Leuchtkugeln und Böller in die Menge, diese wurde offensichtlich vom Gelände unterhalb des Heimblocks nach oben in den Servicebereich des Gästeblock geworfen. Die Leuchtkugeln trafen auch Personen, aber zum Glück nur an der Kleidung und ohne diese zu entzünden. Mehrere Böller explodierten in dem überdachten Bereich und verursachten (vorübergehende?) Hörschäden. Die Menge flüchtete dann mehrheitlich auf die andere Seite des Servicebereichs oder in die Toiletten. Ein Teil ging zurück in den Innenraum und ein Teil flüchtetet nach unten in den ersten Vorhof, von welchem sie auch vom Nachbargelände aus mit Pyrotechnik beschossen wurden. Zwei Zehntschaften Polizei hielten es nicht für notwendig sich um die Verursacher zu kümmern, sondern standen entweder passiv herum oder waren damit beschäftigt Gästefans zu drangsalieren. Auch die Ordner im Servicebereich machten keine Anstalten irgendetwas zu unternehmen, obwohl sie offensichtlich über ein Kommunikationssystem verbunden waren.

Ich war zu diesem Zeitpunkt zwischen Servicebereich und Vorhof, also mittendrin und versuchte mit einigen anderen allzu hitzige eigene Fans zu beruhigen. Es wird aus den eigenen Reihen berichtet, dass St. Pauli Fans Böller zurückgeworfen hätten. Das habe ich nicht beobachtet, aber kann es auch nicht bestreiten. Nur so viel: Wir hatten mit dem Servicebreich und den Toiletten ein räumlich sehr begrenztes und überdachtes Areal zum Ausweichen, die Angreifer hingegen einen kompletten Parkplatz. Wenn hier also von „gegenseitigem Bewerfen“ die Rede ist, dann wird hier ein sehr ungleiches Bild gezeichnet. Die Hansafans beschossen ein Menschenmenge.

(Einwurf: Gerechterweise muss man natürlich sagen, dass es auch bei unseren Fans Idioten gibt, die Ihren Machismo in solchen Momenten voll ausleben. Natürlich ist es kindisch als Reaktion auf die Gewalteinwirkung auf das Garagentor, da auch noch dagegenzutreten. Die zwei Deppen wurden aber relativ schnell eingehegt. Ebenso ist es ziemlich lächerlich auf einen Zaun zu klettern und so zu tun, als wolle man einen Gegenangriff starten, dabei aber einsehen muss, dass man nicht mal so eben neun Meter runterspringen kann und dann stattdessen auf einen Wellblechverschlag einprügelt. Was ist der Sinn? Rasseln gegen Dämonen?

Und ja, Pyrotechnik zurückwerfen ist auch nicht wirklich schlau, wenn es denn so gewesen ist. Sich und die eigenen Fans zu verteidigen, dass rechne ich USP hoch an, aber die paar Trottel, die meinen im Stadion ein Ackermatch austragen zu wollen, sollten sie besser selbst einfangen.)

Der ganze Beschuss hielt etwa 10 Minuten an, ohne dass irgendjemand der Spitzenbullen und Superorganisatoren (siehe Selbstbeweihräucherung oben) eingeschritten wäre und diesen Angriff auf Leib und Leben (ohne Übertreibung) unterbunden hätten. Auf Videos, die mittlerweile im Netz zu sehen sind, ist zwar erkennbar, dass die Spacemarinchen sich auf dem Nachbargelände formierten, aber wohl außer Choreografien nach Art der römischen Armee zu performen, kein erkennbarer Zugriff erfolgte. Aber das war ja nur der Auftakt …

Sorry, aber über das Spiel zu berichten lohnt sich nicht. Was für eine üble Vorstellung unseres magischen FCs, das können andere besser als ich beschreiben. Ich decke darüber den Mantel des Schweigens und widme mich wieder meinem Gedächtnisprotokoll, welches vielleicht noch anderweitig Verwendung findet.

Natürlich haben wir in der 2. Halbzeit auch die Vorgänge während der Halbzeitpause erörtert und als der Stadionsprecher verkündete, dass wir nach dem Spiel schnellstens zu den Shuttlebussen gehen sollen, da keimte sowas wie Hoffnung auf ein glimpfliches Ende dieses Stadionbesuchs auf. Die Bullen würden den Heimbereich zu machen und wir sind weg, bevor man die wieder rauslässt. Aber wir haben nicht mit der Unfähigkeit oder vielleicht sogar Bösartigkeit der „Organisatoren“ gerechnet.

Nach dem Abpfiff leerte sich der Gästeblock unerwartet zügig. Spiel, Kälte und das Erlebte in der Halbzeitpause, bildeten keine Basis zum launigen Verbleiben an diesem ungastlichen Ort.

Der Vorbereich des Gästeblocks war in zwei Bereiche unterteilt, die rundherum mit Gittern umzäunt waren. Der äußere Bereich hatte links und rechts große Tore als Ein- und Ausfahrten für die Shuttlebusse. Zu dem Zeitpunkt als ich aus dem Stadioninnenraum trat, standen auf diesem Platz bereits eine große Anzahl Gästefans, die auf das Eintreffen der Busse warteten. Dieser Außenbereich wurde zum Stadion hin von einem weiteren Hofbereich getrennt, an dem die Durchgänge für die Ticket- und Sicherheitskontrolle waren.

Für Laien: Diese Eingänge dienen dazu, ankommenden Gäste zu „vereinzeln“, sind also sehr schmal. Ähnlich wie das Vieh im Schlachthof wird man beim Eintritt mit Gittern kanalisiert und steht dann einzeln flankiert von Ordnern zum Bolzenschuß, äh … Ticketkontrolle und Leibesvisitation an. Das ist beim Betreten des Stadions natürlich sinnvoll und geht i.d.R. auch ganz entspannt vonstatten. Man ist ja in dem Moment voller Vorfreude und es wird viel gescherzt und geflachst. Beim Verlassen des Stadions, werden diese Tore normalerweise zusammen mit größeren Toren geöffnet, dass die Menge sich nicht staut und schnell abfließen kann. In diesem Konstrukt war das natürlich nicht der Fall, denn dadurch konnte man den Zustrom an die Busse „regeln“. Im äußeren Bereich standen neben mehreren Zehntschaften Polizei u.a. zwei Wasserwerfer orthogonal zueinander. Der eine zielte auf den inneren Hof und Stadionzugang und der andere auf den Durchfahrtsbereich der Shuttlebusse. Alle Tore zwischen dem Außenbereich und dem Innenbereich waren geschlossen. Auf der einen Seite befand sich der Parkplatz zum Heimbereich, von welchem aus wir in der Halbzeitpause angegriffen wurden. An diesem Zaun, aber auf „unserer“ Seite stand eine Zehntschaft Polizei sowie 1-2 (?) weitere an den Toren zum Außenbereich. Es gab also quasi zwei Kessel.

Schließlich fuhren die Busse ein und füllten sich ganz schnell mit Menschen. Die Organisatoren hatten (zu diesem Zeitpunkt zumindest) ganze 6 Linienbusse mit ca. 100 Plätze für fast 2.000 Fans im Einsatz, grandiose Rechenkünstler da in Rostock. Mehr noch, da die Busse mit ca. 15 Wannen eskortiert wurden, konnten diese nur im Konvoi fahren. D.h. Einstiegs- und Sortierchaos dauerten ewig, bis die erste Ladung erstmal weggebracht werden konnte. Dieses ganze Fahrzeugskonvolut fuhr dann zum Bahnhof und anschließend wieder zurück. Es war kurz vor 23.00h und die Temperatur lag bei -4°C. Die Aussicht da schnell wegzukommen, war also völlig überzogen. Aber Fans sind keinen Luxus gewöhnt und wir machen ja alles für den Verein. Wenigstens machte das Catering Überstunden und die Toiletten blieben auch geöffnet und im Kessel selbst war es mit den ganzen Menschen um einen herum, bis auf die Eisfüße auch einigermaßen mollig. Aber leider passierte dann das Gleiche, wie zur Halbzeit. Hansafans kamen auf das Nebengelände und fingen wieder unmittelbar damit an, Pyrotechnik über den Zaun in die Menschenmenge zu werfen. Diesmal konnten wir uns nicht so einfach zurückziehen und es lag schnell ein gewisse Panikstimmung in der Luft.

Zu allem Übel hatte dann noch ein Meisterdenker unter den Cops am Zaun die sagenhafte Idee Pfefferspray über den 3 Meter hohen Zaun zu sprühen, welcher, oh Wunder, durch den Wind sofort schön über uns zurückgeweht wurde. Wir hatten fast alle Masken auf und wenn ich der Pandemie etwas Gutes abgewinnen kann, dann das. Natürlich kam es aufgrund des Pyrobeschusses und dem (mit Ansage) verunglückten Pfeffersprayeinsatzes zu einem Fluchtreflex und man kann es USP nicht hoch genug anrechnen, dass Sie (mit Erfolg) versucht haben die Menge mit ruhigem, aber bestimmten Worten und Gesten langsam und geordnet in sichere Bereiche zu lotsen was eine Panik verhinderte. Der Polizei fiel aber nichts Besseres ein, mit dem Wasserwerfer die Angreifer über unsere Köpfe hinweg zu „beregnen“. Ich erinnere daran: -4°C und keine Aussicht auf irgendetwas Erwärmendes. Zudem ließ der Geruch vermuten, dass der Wasserwerfer noch andere Substanzen versprühte. Man wusste nicht wen man in diesem Moment mehr hassen sollte. Fans die einen mit Pyrotechnik beschießen oder idiotische Polizisten.

Ein Teil der Eingekesselten flüchtet wieder Richtung Servicebereich im Stadion, ein anderer wich zurück und versuchte irgendwie in die Nähe des Außenbereiches zu kommen. Da wurde dann, ich weiß nicht auf wessen Initiative, eines der Vereinzelungstore geöffnet, und die Menge strömte in den Außenbereich. Diese „Flucht“ rief sofort die Bullen auf den Plan. Die Einheiten, die im Innenhof postiert waren, stürzten in Richtung des geöffneten Tores und auf der anderen Seite setzen sich die dortigen Einheiten in Bewegung. War das schon alles völlig sinnentleert, fing dann auch noch der Wasserwerfer an auf die Menschen zu schießen, die sich durch das Tor drängelten. Diesmal aber nicht sanft beregnet, sondern mit vollem Strahl. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Treppe zum Servicebereich und konnte von dort die Lage komplett übersehen. Sinnloser und schädlicher konnte die Polizei nicht mehr handeln. Die Menschen wollten nur aus diesem Druck heraus und dafür wäre auch genügend kontrollierbarer Platz gewesen, aber der nicht zu begreifende Einsatz hat viele Menschen in äußerste Gefahr gebracht. Zudem scheint die Polizei auch mit körperlicher Gewalt vorgegangen zu sein, ein Bekannter, den ich einige Zeit später sah, hatte blutunterlaufene Augen und einen schlimmen Ausschlag im Gesicht. Er schilderte, dass er in der Vorwärtsbewegung von einem Pfefferspraystrahl getroffen wurde.

Ich weiß nicht, was auf der anderen Seite des Zauns passiert ist, der Beschuss hörte irgendwann auf. Wir waren zu sehr beschäftigt uns vor der Polizei in Sicherheit zu bringen, so dass wir die gegnerischen Fans und deren Ergehen nicht mehr wahrnahmen. Der Rest ist der Besonnenheit unserer Fans und USP zu verdanken, dass unser Transfer dann, eine gefühlte Ewigkeit später, einigermaßen ruhig ablief und wir wieder gut zum Bus und nach Hause gekommen sind.

Mein lieber Herr Gesangsverein, entweder waren die Einsatzkräfte Vorort durchsetzt mit völligen Kretins oder und das meine ich in vollem Ernst, haben dieses Theater absichtlich inszeniert und dies ohne Rücksicht auf Leib und Leben der Gästefans durchgezogen.

Gründe dafür gibt es viele und wer sich mit dem Kontext Fußball, Kommerz und staatlicher Repression und deren Wechselwirkungen beschäftigt, der kann locker zu dem Schluss kommen, dass es den Organisatoren zumindest nicht um Sicherheit gehen kann, von der sie ständig schwadronieren. 

Nun ja, es war ein Erlebnis und schlussendlich kamen wir zwar mit beschädigtem Ego, aber körperlich vollständig wieder gegen 03:00h in Berlin an. Ob ich das nochmal mache, steht allerdings auf einem anderen Blatt Papier… Danke an meine Mitfahrer, mit Euch jederzeit gerne wieder <3!

P.S.: Ein Hoch auf unseren Busfahrer der Firma Nieder. Bernd, mit Dir immer wieder gerne!

P.P.S.: Ein ganz besonderes Hoch auf den Shuttlebusfahrer zum Stadion hin, der auf den letzten Metern Hells Bells über die Buskomm jagte und uns viel Erfolg wünschte. Auch in Rostock gibt es sehr stabile Leute!

Saisonauftakt in Stuttgart

Auf die Ansetzung des Spiels zwischen dem magischen FC und dem Absteiger VfB Stuttgart, fieberte der Autor dieser Zeilen ganz besonders hin. Geboren in der schwäbischen Landeshauptstadt und als glühender Fan der „Roten“ aufgewachsen, ist so ein Zusammentreffen selbstverständlich auch immer wieder eine Reise zurück zu den Wurzeln der eigenen Fußballleidenschaft. Schon als Kind war der Erwerb eines VfB-Bären (ein weißer Stoffteddy mit Mütze und VfB-Trikot) durch Loskauf oder an der Schießbude, das Highlight der Volksfestbesuche mit dem Großvater, der traditionell eher zu den „Blauen“ tendierte. Selbst nach meiner Emigration in die große Stadt vor beinahe 26 Jahren, war ich immer noch ein überzeugter VfBler und die Stadionbesuche gegen die, von der damaligen Partnerin favorisierte, Hertha waren unsere Fußballfesttage.

Oitriddskärtle

Der FC Sankt Pauli war zu dieser Zeit ein von mir äußerst geschätzter Fußballverein, dessen Fanbase ich immer verehrte. Mit zunehmendem Alter und dem damit verbundenen politischen Reifeprozess, habe ich den professionellen Sport / Fußball und somit auch den von mir favorisierten Verein, VfB Stuttgart, immer kritischer gesehen. Fußball blieb immer meine Leidenschaft, aber zunehmend wurden andere Vereine, bzw. andere Ligen interessanter. Der endgültige Bruch kam dann jedoch 2011, als der VfB-Vorstand endgültig beschloss, dass Ihnen Fußballfans gleichgültig sind und es nur noch um Kommerz und Hörigkeit gegenüber DFB/DFL geht. Circa 2 Jahre vorher fing mein latentes Interesse am FC St. Pauli an endgültig in den fußballerischen Vordergrund zu rücken, (hier habe ich das damals im Rahmen eines Blogprojekts aufgeschrieben).

Das Aufeinandertreffen der beiden Vereine als Ligakonkurrenten ist für mich trotzdem etwas Besonderes. Als es dann feststand, dass dies ausgerechnet gleich zum ersten Spieltag der Saison 2016/2017 sein sollte, brachte mich das anfangs ziemlich zum Strahlen. Anfang August bedeutet i.d.R. schönes Wetter und somit die Aussicht auf ein lustiges Grillfest mit alten und neuen Freunden im elterlichen Garten.

Danke für Nix, DFL!

Aber wie zu erwarten war, wurde diese nette Idee, durch die DFB/DFL/SKY/SPORT1-Mafia und ihren unsäglichen Montagsspiele, durchkreuzt.

Die Ansetzung am Montagabend machte es natürlich den üblichen Verdächtigen schwer dabei zu sein. Ein wenig Kompensation war durch die Ferienzeit gegeben, was vielleicht den einen oder anderen Fan dazu bewog einen Abstecher in den fernen Süden der Republik zu machen. Des Weiteren merkt mensch einfach immer wieder die Überregionalität des FC St. Paulis, was dazu führte, dass 3.800 Gästekarten im Vorverkauf weggingen und sich auch noch Vorort lange Schlangen an den Tickethäuschen bildeten. Ein Großteil der in St. Pauli-Insiginien Gewandeten im Gästeblock waren dann auch folgerichtig der schwäbischen Sprache mächtig.

Essen Sie!

Die zwei Mitglieder der Piratenbrigade waren bereits am Sonntag angereist um sich als erstes natürlich der lange entbehrten schwäbischen Küche anzunehmen. Zwiebelrostbraten mit Spätzle und Soß‘, da lacht das Schwabenherz.

Zwiebelroschdbroade ...
Am Montag stieg so langsam das Fußballfieber an, denn nach schier endlosen Wochen voller schlechtem Ersatzfußball, freuten wir uns wieder auf unsere Boyz in Brown und ja, ich gebe es zu, auch ein wenig auf den VfB, in der (geringen) Hoffnung, dass die 2. Liga zumindest den Fans etwas lehren wird. Doch bevor es losging, stand noch ein Besuch auf dem Rohrer Waldfest an. Wenn mensch schon mal da ist.

Trinken Sie!

Die Bekenntnis zum Heimatverein war schon auf dem Waldfest spürbar und als St. Paulianer musste ich mir schon gleich ein paar passende (aber nett gemeinte) Sprüche anhören, vor allem dann, wenn ich in reinstem Stuttgarter Schwäbisch retournierte. Ein Bier und einen Schweinehals später war es dann an der Zeit zum Neckarstadion aufzubrechen.

Waldfeschd

Die Anreise mit der S-Bahn war unauffällig. Zwischen St. Paulianern und VfBlern gibt es keine wie auch immer gearteten Spezialverhältnisse und wenn, dann sind sie eher von freundlichem Desinteresse geprägt. So war es auch nicht wirklich erstaunlich, dass auf der gesamten Hin- und anschließenden Abreise so gut wie keine größeren Polizeikontigente sichtbar waren. Alles war sehr entspannt und auch das gemeinsame Vor-Stadion-Bier, an einem der doch gut frequentierten Bierwägen, war vom Austausch von Freundlichkeiten geprägt. So macht das richtig Spaß.

GäschdeblogEin wenig verwirrend dann der Weg zum Gästeblock, aber überall standen lila-gewandete „VfB-Volunteers“ herum, die einem freundlich den Weg wiesen. Vor dem Gästeblock war dann noch der mobile Merchandisestand und endlich konnte ich die ersehnte Regenbogenflagge erstehen. Die Letzte vom Wagen runter und somit gleich mit Schwenkstöckchen, was den Steward am Eingang zunächst einmal ziemlich verwirrte und er verzweifelt jemand suchte der ihm die Last der Entscheidung, ob das jetzt erlaubt sei oder nicht, abnahm. Schließlich schickte er mich zum nächsten Kollegen, der mich aber nur mir mit einem „viel Spaß“ durchwinkte. Turnbeutel- und Taschenkontrolle der Cargohose sowie das Abtasten entfiel, wie sowieso bei den meisten. Aufgrund des tollen und warmen Wetters reiste mensch eben auch leicht. Dann noch ein Bier auf die Hand, was ziemlich schnell ging, Dank mehrerer geöffneter Verkaufsstellen (klar, die Schwaben wissen eben, wie mensch Geschäfte macht). War das Bier nun mit oder ohne Alkohol, hat das mal jemand recherchiert? Ich meine es war mit  … leider Krombacher und keines der ausgezeichneten lokalen Gebräue. Hat der Konzern halt die Ausschreibung gewonnen *seufz* …

Fußballfans gegen Homophobie

Der Gästeblock im Neckarstadion ist sehr großzügig und luftig, es gibt genügend Auf- und Abgänge, so dass alles ohne großes Gedränge und Geschiebe erreichbar ist. Alles in allem recht angenehm, da könnte sich so manches Stadion eine Scheibe abschneiden. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass überall sehr gute Sichtverhältnisse auf das gesamte Spielfeld herrschen. Soweit war also alles in Ordnung.

Neckarstadion

Was nicht in Ordnung war und damit kommen wir wieder zurück, warum ich einfach diesen Plastikvereinen wie VfB und Konsorten nichts mehr abgewinnen kann, war die permanente und extrem penetrante Dauerbeschallung mit Werbemüll, Jingles und dem „Besten von heute“. Dazu kommen irgendwelche künstlichen und ohne jeglichen traditionellen Hintergrund dahergeblöckten „Vereinshymnen“ von lokalen Szenegrößen, die in ewig gleichem Wolle-Kriwanek-Stil den Heimverein besingen. Selbst bei der Mannschaftsaufstellung versteht mensch kaum ein Wort, weil im Hintergrund irgendein völlig deplatziertes Metalriff dudelt. So geht es bis zum Anpfiff. Während dem Spiel blinkt die Stadionanzeige permanent mit Werbung für jeden nur erdenklichen Blödsinn und was der Stuttgarter Veranstaltungskalender in einem Fußballstadion verloren hat, erschließt sich mir auch nicht. Vielleicht will mensch den Gästen damit suggerieren, dass auch in der Provinz etwas los ist, ich weiß es nicht. Jeder Furz wird natürlich auch noch von irgendeinem unsympathischen Konzern präsentiert. Kaum ist der Halbzeitpfiff verklungen, springt schon wieder die Stadion-PA an und brüllt einem abwechselnd Werbejingles und schlechte Musik entgegen.

Noch schlimmer natürlich potenziert sich das Ganze sofort mit dem Abpfiff: Keine Sekunde für die Fans, alles für den Kommerz. Eine Mannschaft zu beglückwünschen oder gar ein YNWA anzustimmen ist unmöglich, weil einen das Kommerzgedudel bis zum Verlassen des Stadions ohne Unterbrechung in Grund und Boden beschallt. Himmel, was bin ich froh über ein Millerntor, ein Karli oder auch über eine alte Försterei. Aber wahrscheinlich können die Klatschpappenfans dieser Vereine gar nicht mehr ohne Dauerbeschallung, die gehen ohnehin nur zum „Event“ und wollen Unterhaltung … Sorry liebe VfBler, nicht mein Ding, das deprimiert mich zu sehr. Ich hoffe Ihr lernt in der 2. Liga wieder, wie schön Fußballgucken sein kann, wenn man noch selber für Stimmung sorgen muss.

Neckarstadion 2Apropos „lernen“. Wie oben bereits angesprochen, hat uns dieses verfluchte Montagsspielerei ja unseren netten Plan verhagelt. In der kommenden Saison soll es dann auch 5 (!) Montagsspiele in der 1. Bundesliga geben, wobei sich DFL-Geschäftsführer Seifert beeilte zu sagen, dass es dabei auch bleiben würde, das mehr davon „… sportlich keinen Sinn …“ macht. Aha, aber in der 2. Liga macht das sportlich total Sinn, Du Knallkopf?

Ich glaube ja, dass das alles nur Beschwichtigungen sind um das noch verblieben Rest-Live-Publikum in der Klatschpappenliga so langsam an SKY und Konsorten zu verfüttern. Ziel wird es sein, jeden Tag Fußball zu zeigen, um diesen Sport somit profitmaximierend ausschlachten zu können. Mir persönlich ist das noch relativ wumpe, ich interessiere mich ausschließlich für den FC St. Pauli und sehe mir selten bis gar keine anderen Spiele im TV an, auch keine Berichterstattungen. Aber mal sehen was passiert, wenn die fußballbegeisterten Allesseher in den Familien rund um die Uhr den Rappelkasten okkupieren und die Restfamilie langsam auf die Barrikaden geht. Aber bis dahin wird das Produkt schon in den hohlen Konsumentenschädeln verankert und zum „Familienevent für Zuhause“ etabliert sein, Foodora & Co. liefert ja den passenden Fraß dazu. Aber zum Glück ist es „nur“ Fußball …relaxen Sie!

Ach ja, ein Spiel gab es natürlich auch noch und das war gegen jede Erwartung und trotz der verlorenen drei Punkte eigentlich ganz ausbaufähig. Es gibt berufenere Kommentatoren als ich und auf diese verlinke ich hier auch sehr gerne.

Nach dem ersten Spieltag kann mensch sicher nicht viel sagen, wohl eher etwas wünschen. Wünschen würde ich mir für diese Jahr einfach mal mehr Tore. Wenn die Jungs nach dem 1:0 die beiden anschließenden 99%-igen Chancen genutzt hätten, wären wir mit einem 3:0 wohl ziemlich sicher durch gewesen. Stuttgart hatte bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Torchance. Auch beim Gestocher im Stuttgarter Strafraum, kurz vor dem Konter zum Ausgleich, würde ich mir diese Saison wünschen, dass der Fußballgott mal den Zufallstreffer dem magischen FC gewährt. Unsere Abwehr ist nach wie vor gut, aber über 90+ Minuten einen knappen Vorsprung halten ist sehr zäh. Dann reichen eben zwei Konter, wie in Stuttgart, zum Frust. Auch würde ich mir wünschen, dieses Jahr zumindest das Gefühl zu haben, dass der FC St. Pauli ein Spiel auch noch drehen könnte oder nach einem Rückstand bis zum letzten Moment gefährlich bleibt. Ich denke diese Wünsche könnten sich erfüllen, wenn sich mit Picault, Bouhaddouz und Buchtmann ein „magisches Dreieck“ entwickelt. Zumindest andeutungsweise konnte mensch das in Stuttgart sehen. Trotzdem, der Saisonauftakt stimmt hoffnungsvoll, zumal der VfB eben einfach zu den Top-Aufstiegskandidaten zählt und St. Pauli ihnen eine Halbzeit lang überlegen und die andere Halbzeit zumindest ebenbürtig war.

Dienstag ging’s zurück ins dicke B. … und das Leben geht weiter.
Schok'lad

 

Ihr seid nur ein Punktelieferant…

(Wie immer gilt: Der Autor gibt seine persönliche Meinung wieder und nicht die des gesamten Fanclubs Piratenbrigade 1910 Berlin)

Nun also mal zum Fußball nach Leipzig, für mich eine Premiere. Ich liebe Leipzig, schon alleine weil ich seit über 10 Jahren dort zum WGT gehe. Sachsen wird mir immer unsympathischer und Überlegungen die in Richtung eines „Säxits“ gehen, stoßen bei mir zunehmend auf Gehör …aber nur, wenn Leipzig hier bleibt (Bayern hingegen würde ich ebenfalls gerne abgeben, allerdings auch erst nachdem sich Franken abgespalten hat).

Letzte Saison gab es ja im Vorfeld schon große Diskussionen, ob man als Fußballfan tatsächlich ein Auswärtsspiel gegen diesen …hmmm…Verein (?) besuchen kann. St. Pauli hat sich gegen den Boykott ausgesprochen, aber glücklicherweise war ich im Urlaub und konnte so guten Gewissens dem Spiel fernbleiben.

Astra FTW ...

Diesmal gab’s also keine Ausrede und bevor ich nachher meine Einstellung zur Werbeveranstaltung „Rasenballsport Leipzig“ und dem was mich dabei abstößt vertiefe, hier zunächst einmal Positives und die Aktualitäten rund um die 3 verdienten Auswärtspunkte für den magischen FC.

Auswärtssieg

Wie gesagt, ich mag Leipzig und die Leipziger. Ich habe ferner auch ein gewisses Verständnis dafür, dass man in einer solchen Stadt, mit einer echten Fußballtradition gerne einen Verein in einer oberen Liga hätte. Das Zentralstadion ist ein tolles Fußballstadion auch wenn es keine vernünftigen Stehplätze gibt und man ganz schön Kondition braucht bis man endlich an seinem Platz ist. Das Stadion war mit über 41.000 Zuschauern Auserkauft!. Laut Aussage des Stadionsprechers wohl zum ersten Mal in der „Geschichte“ dieses Unternehmens und das bei einem Schnitt von i.d.R. 22 – 25.000 Besuchern. Neben den knapp 5.000 Gästefans waren wohl noch etliche St. Paulianer in den Heimblöcken. Und der Großteil des „heimischen“ Publikums wollte wohl mal sehen, wie das mit dem Fußball richtig geht.

Zentralstadion zu Leipzig

Für uns war die Anreise trotz der extrem frühen Zeit sehr bequem, für mich persönlich schon Routine, denn mein Arbeitsplatz liegt ja „dreiviertelsweg“ auf der Regionalverkehrsstrecke nach Leipzig. Unsere kleine Piratenbrigadeabordnung wuchs auch schnell auf eine größere Einheit an, natürlich zum Großteil bestehend aus den allseits bekannten Nasen aus dem heimischen Oberbaumeck.

Umsteigen in Falkenberg

In Leipzig angekommen wurden wir sofort von der Rennleitung empfangen. Freundlich und eher hinweisend, als reglementierend. Wir konnten uns alle am Bahnhof frei bewegen und es gab keinerlei „Kanalisierung“ wie sonst üblich. Das war nicht zu erwarten, denn es gibt zwar keinerlei nennenswerte Rivalität zu den Leipziger Fans und das Verhältnis ist eher von (einseitigem) Desinteresse geprägt, aber die Leipziger Polizei und vor allem die sie unterstützende (sächsische) Bereitschaftspolizei genießen keinen guten Ruf. Also so gesehen, Hut ab und ein Lob an die Beamten. Kein Lob hingegen für den Apparat. Gefühlte tausend Wannen und ein Hubschrauber, man kann das Geld auch zum Fenster rauswerfen. Wenn sich jemals wieder ein Politikclown dazu erdreistet, Fußballvereinen die Kosten eines Einsatzes aufzubrummen, dann kann man in jedem Fall die Rechnung kürzen. Ein Bruchteil hätte es auch getan.

Schön war, dass Shuttlebusse bereit standen, denn das Stadion ist doch ein Stück weit entfernt und nicht so trivial zu erreichen, wenn man sich nicht auskennt. Natürlich fuhren die Busse mit Eskorte, wie es sich für Staatsgäste gehört. Auf dem Hinweg sogar mit einem effektiven Räummotorrad, das hätten wir uns auch auf dem Rückweg gewünscht, denn die mittlerweile heiße Mittagssonne setze uns dann doch zu.

Fanshuttle

Nach dem kleinen Fußmarsch entlang dem Elsterbecken, kamen wir am Stadion an, wo wir mit großem Hallo die übrigen bekannten Hamburger, Leipziger, Berliner und sonstige braun-weißen Gelichter begrüßten. Ein Sterni-Verkäufer mit eiskalter Ware war perfekt positioniert und machte den Umsatz seines Lebens. Und das Schöne an Stadionbesuchen ist einfach, dass es manchmal auch nette Überraschungen mit den dazugehörigen Bildern gibt ….

Stilleben mit Schnegge

Wie schon erwähnt, ist das Erreichen des Blocks nur mit einem gewissen Maß an Kondition zu bewältigen. So schön das aussieht, bei dementsprechenden Temperaturen ist man bei der Ankunft gleich mal durch mit den Textilien. Glück für uns, dass der Gästeblock die ganze Zeit im Schatten lag und ein angenehmer Wind durch das Stadion pfiff. Klimatisch ein absoluter GlücGästebergksfall.

Interessanterweise gibt es wider Erwarten im Stadion keine Werbung, aber das ist eigentlich auch nicht erstaunlich, da ja dieser „Event“ eine einzige Werbeveranstaltung ist. Klar, dass auch eines dieser albernen Plüschmaskottchen rumspringt. Der Einlauf der Mannschaft hört sich an, wie der Vorspann eines alten Sandalenschinkens im Kino und die Choreo der Heimfans mit Meister Yoda und einem Sinnspruch, der an irgendein Gemeinschaftsgefühl appellieren sollte, nett aber substanzlos angesichts der nicht vorhandenen Geschichte des verkauften SSV Markranstädt. Vor dem Anstoß gab’s auch noch eine Gedenkminute für den kürzlich verstorbenen Mayer-Vorfelder. Der Gästeblock beteiligte sich daran nicht, Respekt vor einem Toten reicht nicht für das, was ein MV zu Lebzeiten an Mist gebaut hat.1.

Dann aber Anpfiff und das Ergebnis wissen wir ja bereits. Es war ein Kampfspiel, auf beiden Seiten. Das Tor von Thy kurz vor der Halbzeit war verdient, gut herausgespielt, dennoch überraschend. Zu diesem Zeitpunkt neutralisierten sich beide Mannschaften eher. Zwar hatte RB mit einem Pfostenschuss die höherprozentige Torchance. Die Boys in brown waren aber insgesamt aggressiver, zielstrebiger und hatte mehr Chancen den Führungstreffer zu erzielen, was ja dann auch folgerichtig passierte. Nach der Halbzeit ging es im Prinzip so weiter. RB eher harmlos, der magische FC mit einer einwandfreien Abwehrleistung. Was mich jedoch irgendwann noch in den Wahnsinn treibt, ist die immer zunehmende Schludrigkeit im Angriffsspiel nach der (knappen) Führung. Es werden dann zu viele Chancen leichtfertig vergeben, Spielzüge buchstäblich sorglos versaut. Normalerweise geht das ja schief. Ich schätze unsere Mannschaft als nicht so glücklich ein, einen knappen Vorsprung über eine längere Zeit zu halten. Auch bei einer wirklich guten Abwehrleistung reicht eine Unaufmerksamkeit, ein Querschläger und schon fängt man wieder von vorne an, bzw. baut den Gegner auf. Diese Nachlässigkeiten im Angriff kann man sich erlauben, wenn man mit 2-3 Toren führt. Aber sinnlose Ballverluste durch Pässe ins Leere bringen nichts, noch nicht mal Zeit. Dennoch will ich nicht meckern. Sie haben es sehr gut verteidigt und auch (im Nachhinein betrachtet) ungefährdet überstanden. Auch die völlig sinnlosen 5 (!) Minuten Nachspielzeit, welche nur durch irgendwelche Verschwörungstheorien zu rechtfertigen waren, wurden souverän und abgeklärt heruntergespielt, zudem hätte man auch hier durchaus noch den Sack zumachen können.

Oi!

Aber alles vergessen, es war eine gelungene Vorstellung und eine Genugtuung gegenüber dieser Veranstaltung namens RB Leipzig. Mit all deren Kohle kochen die schlussendlich auch nur mit Wasser.

Die Rückfahrt nach Berlin war eher ereignislos, aber freudestrahlend und die 3 Punkte erfüllten unsere Herzen…

3 Punkte

Ja, „Rasenballsport Leipzig“. Wo liegt der Unterschied zu Leverkusen, Hoffenheim oder den VW-Vereinen Bauern, Wolfsburg und Ingolstadt, sowie einer HSV AG ohne 50+1 Beschränkung? Eigentlich keiner, es ist nur die vorläufig letzte Perversion der Kommerzialisierung des Fußballs in Deutschland2. Bei allem Antikapitalismus meinerseits, ist es nicht mal so sehr die Geschäftemacherei mit dem „Freizeitvergnügen Fußball“, was mich stört.3 Vielmehr stößt mich die Art und Weise ab, wie etwas in eine völlig stumpfsinnige Beliebigkeit verwandelt wird.

„Beliebigkeit“, ich muss das erklären, denn es erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Beliebigkeit ist für mich gleichbedeutend mit Stillstand, Nichtengagement, Gedankenlosigkeit, Gleichschaltung, Manipulierbarkeit, Kritiklosigkeit und alles was daraus für diese Gesellschaft erwächst. Beliebigkeit, das sind für mich z.B. auch „gemischte“ Musikfestivals, bei denen Hiphopper neben Metalbands spielen und sich elektronische DJ-Sets mit handgemachtem Punkrock abwechseln. Der Veranstalter hat dabei eine Rechnung: Ein „Musikstil“ hat 10.000 Fans, also müssen 4 „Musikstile“, 40.000 (zahlende) Fans haben. Beliebigkeit ist auch, wenn einem die Fresse von Reichsbürger Naidoo von zig Werbeplakaten entgegengrinst und Vox eine weitere ebenfalls völlig beliebige Castingshow mit diesem Idioten produziert und Konzertbesucher mit Schulterzucken oder „Ja, aber…Floskeln“ die Finanzierung dieses Scharlatans verteidigen. Beliebigkeit ist es, wenn man Nazis, Rassisten, Homophobe, etc. relativiert, indem man sofort über „Linke Chaoten und Extremisten“ schwadroniert, die ja “ auch nicht besser sind“. …

Schwarz- und Weißmalerei ist schlecht, aber noch schlechter ist grau ohne jegliche Kontur, ohne Kante, ohne Worte die zum Nachdenken anregen, nur graues Rauschen, Einheit, Uniformität…für diese Beliebigkeit, für das „ist doch egal, alles schick“ ist Rasenballsport Leipzig ein weiteres Synonym. Für sich genommen harmlos, zusammen mit dem Geist, der sich dahinter verbirgt, gefährlich.

Red Bull wollte St. Pauli kaufen! „Ihr steht doch auch für Coolness, Party, feiern und so“ …das als „Gemeinsamkeit“ mit einem zum Kotzen schmeckenden Gesöffs eines geschäftigen Österreichers? Dahinter steht: keine Kritik mehr am System und/oder an der Gesellschaft. Keine Ambitionen mehr auf eine bessere Welt. Kopf zu machen, sich beherrschen lassen, nicht mehr nachdenken. Keine Opposition mehr, ruhig gestellt durch Konsum, finanziert durch 1-2 prekär bezahlte Vollzeitjobs, aber dafür bekommen wir „Party“ rund um die Uhr…

UPDATE 28.08.2015: Deshalb zum Beispiel … 

Klassenkampf in Braunschweig

Ergebnis in Braunschweig

Endlich ein 3er und das auch noch auswärts in Braunschweig. Zwei Tore nach Standards, unsere Verteidiger waren auch dafür gestern zuständig. Überhaupt war das eine solide Abwehrleistung, so langsam wird das was. Allerdings fand ich das in den letzten Spielen schon recht überzeugend. Das Problem liegt ja meiner Meinung nach (und ich möchte ausdrücklich den subjektiven Charakter dieses Blogeintrags unterstreichen) nicht in der Defensive sondern im Mittelfeld, respektive im Sturm. Ein bis zwei Chancen reichten in den letzten Spielen um uns die Punkte abzunehmen. Ein bis zwei Chancen, die selbst dem schwächsten Gegner in einem Spiel zustehen. Wir waren hinten nie der schweizer Käse zu dem man unsere Abwehr machen wollte. Sinn des Spieles ist es am Ende mehr Tore erzielt zu haben als man selber bekommt und nicht mehr Chancen verhindert zu haben, als der Gegner. Und da sehe ich das große Problem: Schlechte Pässe, glücklos im Zweikampf, Kopfballstafetten die allesamt beim Gegner laden und dann schließlich Lattentreffer, Kerzen vor dem Tor und zu unseren Ungunsten schiefstehende Grashalme auf der Torlinie.

Nun, egal …vielleicht ist ja tatsächlich ein Knoten geplatzt. Jedenfalls hat es zu einem fast schon unrealistisch schönen Auswärtsreisesiegspieltag geführt und das kann man mit Fug und Recht schon mal ein Saisonhighlight nennen.

Alles fing schon mal damit an, dass ein unscheinbarer Fahrschulbus mit Doppelnummer und Sonderfahrtanzeige am Treffpunkt stand. Das Gefährt war der Ersatz für den Super-Luxus-Reisebus, der einen außerplanmäßigen Werkstattbesuch antreten musste.

KlassenkampfbusGanz klar, das ist eben Abstiegskampf, da muss man auch bei sich selber mal Abstriche machen. Außerdem sind wir ♪♫ Ooooooooohhh …Sankt Pauli ♫♪♪ und nicht so’ne alberne Schickeriatruppe wie die da unten in Ihrem bayrischen Provinzkaff. Und allen Unkenrufen zum Trotz kamen wir weit über den Stadtrand hinaus und sogar wieder zurück. Eigentlich haben wir „unseren“ Bus gestern dann auch ziemlich lieb gewonnen…

Überhaupt war ziemlich viel „Retro“ bei dieser Fahrt. Erstmal waren wir nach langer Zeit mal wieder auf der Nordkurve …
Nordkurve BS

Ja ist denn scho Weihnachten?

…wenn auch im falschen Stadion. Außerdem haben wir dann auch noch an Weihnachten gedacht und wurden ja auch prompt reichlich beschenkt. Nur dass vor uns schon jemand da war, als wir das Ortseingangsschild erreichten wurmte uns ein wenig. Andererseits dürfen die das auch, denn schließlich wohnen die ja bei uns…

Wir sind die Hauptstadt

Und so sieht übrigens ein „sichtbehinderter“ Sitzplatz im Braunschweiger Eintracht-Stadion aus. Naja, wahrscheinlich wenn man als Eventfan wirklich sitzt 😉

SichtbehinderungDie VW-verseuchte Region dort hat mir mal wieder drastisch vor Augen geführt, warum der FC St. Pauli und das Millerntor die einzige Möglichkeit sind: Permanente Dauerwerbebeschallung, jeder Scheiß („die letzen 5 Minuten“) wird von irgendeinem Kacksponsor präsentiert und dies auch noch mit einem Ton angekündigt, der 19 Oktaven oberhalb der Schmerzgrenze liegt. Komisch, dass das Ding immer noch „Eintracht-Stadion“ heißt und nicht „<hier möglichst dämlichen Konzern eintragen>-Arena“. Passend dazu der Support der Braunschweiger, nachdem das 2:0 gefallen war.

Wie auch immer: Was interessieren mich andere Verein …wir fuhren schließlich mit einem zufriedenen Lächeln dem Sonnenuntergang davon 🙂

09  Danke mal wieder an Frau Pauline Pauli und den braun-weißen Spreepiraten für die tolle Organsation. Ihr habt mal wieder alles richtig gemacht!

 

 

MEIN* Fankongress 2014

(* im Folgenden wird’s „politisch“ und das spiegelt prinzipiell meine ganz persönliche Meinung wieder und nicht unbedingt die des gesamten Fanclubs)

IMAG1271_1Samstag 9.00 Uhr früh bin ich normalerweise im Bett und nicht gestiefelt und gespornt bei einem Windchill nahe nowosibirskischen Verhältnissen auf dem Fahrrad Richtung F’hain, um mich an einer Menschenschlange anzustellen, die vor Türstehern vom Format „Du-kommst-hier-nicht-rein“ endet. Fairerweise muss man sagen, dass sie zwar die Bezeichnung „Security“ trugen, dafür aber nur da waren ihrem originären Türsteherauftrag nachzukommen, nämlich dem Filzen nach dezentral beschafften Getränken, denn IMAG1272_1das Kosmos ist schließlich kein Kongresszentrum sondern eine gastronomische Einrichtung. Mitpiratenbrigadist Gawd668 fand das gar nicht gut und stürzte sich mißmutig die inkriminierte Club Mate ins Gedärm. Gut, Kaffee, Tee und Wasser gab es in unendlicher Menge umsonst, vor Durst zu sterben war fast unmöglich. Bei der Eröffnungsrede wurde darauf hingewiesen, dass, wenn wir alle schön brav sind und nichts taggen oder bekleben, wir sogar nach 18.00 Uhr ein Bier bekommen. Wohlan denn, vorwärts zum II. Fankongress MMXIV

2014-01-18 10.10.48Das Motto des Kongresses „Fanfreundliches Stadionerlebnis: Wie Fans den Fußball wollen“ ist eine direkte Replik auf das unsägliche Sicherheitspapier der DFL aus dem Jahr 2012. In diesem Jahr fand der Kongress zum ersten mal statt – honi soit qui mal y pense! Die Veranstalter sind die Fanvereinigungen „Unsere Kurve“ und „ProFans„, die, das sei vorweggenommen, einen Superjob hingelegt haben.

Es ging einigermaßen pünktlich los, wobei zum Auftakt zuerst gegrüßt wurde und dann die einzelnen Panels sich vorstellten. Die Qual der Wahl also, denn es gab aus meiner Sicht kein uninteressantes Thema. Schließlich fiel meine Wahl auf das Panel Der Ausrichter: Der Verein & seine Mitglieder – Wenn Regeln unglaubwürdig werden: Verrät der Fußball seine Werte? Das klang mir nach einer gehörigen Portion Kapitalismuskritik und das ist ja sowieso Wasser auf meinen Mühlen.

2014-01-18 11.26.192014-01-18 11.38.262014-01-18 11.41.19Wie erwartet wurde es dann auch ein Geplänkel auf der breiten Skala zwischen totalem Kommerz und deutscher Vereinsmeierei. Christian Bieberstein (Unsere Kurve) hatte dabei natürlich aus aktuellem Anlass den dicksten Hals. Sein Verein, der HSV, stand ja justament an diesem Wochenende vor der Frage, ob es zu einer weiteren Stufe der Kommerzialisierung kommen soll, was ja bekanntlich dann von >79% der Mitglieder als für gut befunden wurde (kein Link, googelt selber). Ich hatte ihn dann auch gefragt, ob er notfalls seinem Verein den Rücken kehren würde, wenn dieser sich an Gazprom & Co. verkaufen würde. Er fand die Frage gemein, aber bejaht es schließlich. Ich habe das nicht ohne Grund gefragt, da ich meinem Ex-Heimatverein, dem VfB Stuttgart, exakt deswegen die Mitgliedschaft (und auch die Freundschaft) gekündigt hatte. Und wenn man sich folgende Grafik anschaut, dann kann einem Angst und Bange werden:

2014-01-18 11.45.30Dies bedeutet nichts anderes, als dass der VfL Wolfsburg über die Sponsorenschiene am FC Bauern beteiligt ist. Noch deutlicher wird diese unheilige Allianz, wenn man die personelle Verflechtung in Person der Herren Winterkorn und Stadler betrachtet und sich den jüngsten Wolfsburg/Bauern-Deal mit Luiz Gustavo vor Augen hält. Wenn ich mir vorstelle, dass ein Laden wie der FC Bauern Anteile am magischen FC hätte… Nein, ich will es mir gar nicht vorstellen *schütteltsichundgehtnachlinksab*…

Es geht ja im Wesentlichen um die Ausgestaltung der 50+1 Regel, die schon heute einige Pervertierungen erfahren hat und mit Wolfsburg und Leverkusen zwei eingearbeitete Ausnahmen besitzt. Diese Regel ist regelmäßig Angriffen von außen ausgesetzt, da sie einem kapitalistischen Grundverständnis diametral entgegensteht. Ich möchte das hier nicht weiter ausführen. Die Diskussion ist weitgehend dokumentiert. Meine Position ist hierbei ebenfalls vollständig dokumentiert. Knapp gesagt: Unternehmen haben aus meiner Sicht eine Verpflichtung zum Sponsoring, aber eine zu große Einflussnahme muss begrenzt werden.

Den wohl wichtigsten Beitrag lieferte ein Plenumsteilnehmer des europäischen Fanbündnisses Supporters Direct. Er gab einen kurzen Abriss über die mittlerweile unsägliche Situation in England und berichtete (wie so viele „Offizielle“ in diesen zwei Tagen) von der Bewunderung des Auslands für die Fan- und Vereinskultur hierzulande, bevor er den Teilnehmern ins Stammbuch schrieb, dass es immer noch die Mitglieder sind, die einen Verein tragen…

Ich möchte diese Aussage einmal präzisieren: Die 50+1 Regel ist eine Mindestanforderung und bedeutet, dass die Mehrheit der Stimmen beim „e.V.“, also bei dessen Mitglieder liegen muss. Die Stimmenmehrheit der Mitglieder kann auch bei 100% liegen. Mit anderen Worten: Wieviel Einfluss ein Sponsor, Investor etc. hat, bestimmen die Mitglieder und nicht die DFL, der DFB oder der jeweilige Vereinsvorstand. Ich lass‘ das so stehen, die Bedeutung für die Fanszene in Deutschland ist damit eindeutig beschrieben. „Erfolgsfans“ und „Businessseat-Kunden“ haben mit Sicherheit kein Verständnis für Traditionen und Emotionen rund um einen Fußballverein!

Eine gute Nachricht gab es dann doch. Andreas Rettig, DFL-Geschäftsführer und Plenumsteilnehmer erklärte, dass die DFL sehr wohl ein Auge auf gewisse Entwicklungen hat und diese auch zu unterbinden gedenkt, wenn diese dann eines Tages in den Geltungsbereich der DFL fallen ((Ohne Namen zu nennen bezog er sich natürlich auf das Beispiel „RB Leipzig“)).

Dann war Mittagessen angesagt. Die Wahl zwischen Berliner Erbsensuppe mit Würstchen und dem toskanischer Pastaeintopf fiel bei mir zugunsten der vegetarischen Variante aus. Ein Lob an die Küche, es war sehr gut!

Dann ging’s in die Nachmittagsplanung und die Wahl war nicht minder Qual(voll). Kollege Gawd668 und ich entschieden uns für etwas eher selbstreferentielles aus der Rubrik Der Spielort: Das Stadion als Zuhause: Auswärtsspiel: Das sogenannte „St. Pauli-Modell“ – eine Chance für Selbstregulierung oder plumper Erpressungsversuch?

Nach den einleitenden Worten von Sven Brux wurde auch relativ schnell klar, wohin die Reise innerhalb dieser Diskussion geht. Zum einen natürlich um die Definition, was denn ein „ungebührliches Verhalten“ darstellen soll bzw. kann und zum anderen, klar, Pyro.

2014-01-18 14.18.172014-01-19 14.18.30Interessant waren die einhelligen Aussagen bezüglich der Fanutensilien, selbst von DFB-Vertreter Gerald von Gorrissen. Man möchte dazu übergehen alles zu erlauben, was nicht ausdrücklich per Stadionordnung oder Gesetz verboten ist. Unsinnige Diskussionen um Maße und Anzahl von Fahnen sind sinnlos und auch kaum vernünftig handlebar. Es soll damit auch der Willkür entgegengetreten werden. Wenn es nach der Polizei gehen würde, wäre alles untersagt. Deshalb überraschte mich die Aussage der beiden Vereinsvertreter, dass die Polizei heutzutage keine Mitsprache mehr beim Thema Fanutensilien hat.

Alles in allem ist das ganze Thema eines, welches mit gesundem Menschenverstand gelöst werden könnte. Gesunder Menschenverstand ist jedoch nicht kodifizierbar und deshalb wiederum Teil der so verhassten Willkür. Obwohl sich alle sowohl auf dem Podium, als auch im Plenum gegen „einheitliche“ Regelungen aussprechen, so merkt man doch innerhalb der Diskussion immer den Drang in Richtung Konformität. Es geht um Gefährdungspotentiale, Verantwortlichkeiten und Kompensationen, wenn es tatsächlich zu Schäden kommt. Eine interessante Frage wurde aus dem Plenum gestellt: Inwieweit die Fans bereit wären Verantwortung zu übernehmen und was sie tun würden, wenn es zu Schäden kommt. Was passiert, wenn tatsächlich mal einer eine Fahne ins Auge bekommt, wenn es zu Verletzungen in Folge von Pyroeinsatz kommt. Würden die Verursacher sich bekennen, die Verantwortung übernehmen und die Schäden kompensieren? Vielleicht mit einer obligatorsichen Fanhaftpflichtversicherung? Es wird immer eine Gratwanderung zwischen eindeutigen Regeln und fallweisen Entscheidungen sein. Unsere Gesellschaft tendiert allerdings zur Regelungswut, was mir persönlich überhaupt nicht gefällt.

Womit das Thema „Pyro“ angesprochen wäre. Natürlich kommt man um diese Diskussion nicht herum und weder ein pofallaesker Ukas des DFB noch das bedingungslose Legalize-it der Ultras sind geeignet diesen Knoten zu lösen. Ich bin ziemlich überzeugt, dass ein erlaubter, verantwortlicher Umgang mit Pyrotechnik dazu führen würde, das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Fans auf der einen und Ordnern und Polizei auf der anderen Seite ganz schnell zu beenden und sich das Klima allgemein zum Positiven wenden würde. Pyro ist der Proxywar für das gesamte Missverhältnis zwischen „Offiziellen“ und Fans. „Verantwortungsvoller Umgang“ führt hierbei direkt zur obengennanten Anfrage aus dem Plenum: „Wie würden die Fans, die Verantwortung ausführen?“  Pyrobeauftragte? Haftpflichtversicherung? Risikoannerkennung? Es gäbe schon eine Menge diskutabler Ansätze…

Ein Statement von Sven Brux möchte ich hier noch in den Raum stellen: Der DFB, die DFL und vor allem die Vereine selber sind Wirtschaftsmächte, an denen eigentlich kein (Lokal-)Politiker vorbeikommt. Diese Macht könnte durchaus mal genutzt werden, um dem heraufbeschworenen „Druck der Politik“ und/oder irgendwelchen Sachzwängen entgegen zu treten.

Weiter ging’s ganz standesgemäß mit Kaffe und Kuchen, bevor es zum Höhepunkt des ersten Tages kommen sollte, nämlich der Podiumsdiskussion rund um das Thema:

Fußballfans & die Polizei: Getrennt in den Farben, getrennt in der Sache?

2014-01-18 16.15.40Zunächst gab es gleich mal ein schönes Beispiel dafür, wie so mancher politische Geisterfahrer sich so seine kleine populistische Welt zusammenbastelt. NRW-Innenminister Ralf Jäger, Kläffer und Scharfmacher, hatte einer Einladung zum Kongress aus terminlichen Gründen eine Absage erteilt. So weit, so gut, das Schreiben fängt auch ganz jovial an. Und an der Stelle, wo man meint, dass nun der „freundliche Gruß“ stehen sollte, driftet das ganze in eine völlig haltlose Pauschalisierung von Fußballfans als „herumziehende und marodierende Intensivtäter“ ab, wie es nur noch der BLÖD-Zeitung zur Ehre gereicht. Dieser Brief wurde auszugsweise zitiert, wobei dieses Zitieren die Kritik von DFL, DFB und Polizeifunktionären hervorrief. Nun, die Kritik wurde zur Kenntnis genommen und der Brief hier veröffentlicht. Möge sich jeder sein eigenes Bild machen. Ich für meine Teil sage nur: Herr Jäger, einfach mal die Fresse halten!

Nun, was kann man von so einer Diskussion erwarten? Zunächst einmal wurde der Versuch unternommen persönliche Erfahrungen in diesem Spannungsfeld außen vor zu lassen, aber das kann eigentlich nicht wirklich gelingen. Die „Polizeiseite“, vertreten durch DFB-Sicherheitsbeauftragter H. Große Leffert und Bernd Heinen, verschanzte sich erwartungsgemäß hinter „Sachzwängen“ und „Politik“, d.h. beide herausragenden Akteure kritisieren durchaus bestehende Verhältnisse, lassen aber jeden Willen zur Veränderung vermissen. Ein Beispiel hierfür war Heinens scharfe Kritik an den Äußerungen subalterner Polizeigewerkschafter. Nur kann ich mich nicht erinnern, dass er in seiner Eigenschaft als Leiter des nationalen Ausschusses für Sport und Sicherheit diese Kritik im Nachlauf einer „Weltkriegsfußballberichterstattung“ der Medien mal öffentlich geäußert hätte. Desweiteren rügte er mehrfach die teilweise populistischen Ausfälle von Innen- und Sicherheitspolitikern, aber mal seinen eigenen Chef (NRW-Jäger) mal zur Ordnung zu rufen, traut er sich auch nicht. Und justament kam genau zu dieser Zeit die Meldung, dass in Köln ein Fan bei einer Schlägerei lebensgefährlich verletzt wurde, da hatte Herr Heinen natürlich gleich den richtigen Gesichtsausdruck parat. ((Das ist natürlich nicht schön, aber bis zu diesem Zeitpunkt weiß ich nur, dass es eine Schlägerei gegeben hat und derjenige dabei verletzt wurde. War das eine abgesprochene Keilerei unter Hooligans? War er maßgeblich beteiligt oder wurde er ohne Grund angegriffen? Wurde er „vermöbelt“ oder ist er unglücklich gestürzt? Das sind alles Fragen, die wichtig sind, wenn wir von „öffentlicher Gefahr durch Fußballfans“ reden. In Palermo bin ich als Tourist auch sicher vor der Mafia, ich könnte lediglich ein Kollateralschaden werden, weswegen Massenkeilereien auf der Domplatte sicherlich nicht mein Einverständnis haben.))

Wohltuend waren die unaufgeregten Aussagen und Einlassungen des Herrn Hauck, der die Polizeidirektion 2 hier in Berlin leitet und somit für den Ablauf am Olympiastadion zuständig ist. Er lobte die Kennzeichnungspflicht und die Fehlerkultur der Berliner Polizei und machte das Angebot an die Fans „Spieltage“ gemeinsam mit der Polizei nachzubereiten. Und hier wäre nun wieder meine persönliche Erfahrung bei meinem letzten Auftritt im Olympiastadion. Da hatte sich nämlich die Polizei auch gründlich danebenbenommen, aber wir wollen ja die Einzelfälle außen vor lassen…

Die Ausführungen der beiden Professoren hatten natürlich Hand und Fuß. Sie wiesen ausdrücklich darauf hin, dass in keinster Weise ein Dialog auf Augenhöhe stattfindet. Das Auftreten der Polizei am Spieltag, sowie der Auftritt in Dialogen sei keinesfall geeignet das Verhältnis zu deeskalieren. Das genau Gegenteil ist der Fall, die Polizei stilisiert sich selber zum Feind, welchem nicht mit Worten sondern nur mit Taten begegneten werden kann. Dass dies auch sonst harmonische und friedliche Fangruppen in Rage bringen kann, ist eine Weisheit, die man als Schüler im Biologieunterricht lernt.

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Die beiden Fanvertreter machten deutlich, dass unter den gegenwärtigen Umständen ein direkter Dialog zwischen Fans und Polizei nicht möglich ist. Wohl aber über Fanvertretungen wie die Fanbeauftragten der Vereine oder den jeweiligen Fanprojekten. Hier muss es allerdings unbedingt zu einer Stärkung dieser beiden Vertretungen kommen und dies muss bis zum Beamten vor Ort durchkommuniziert werden. Bislang werden diese, wenn sie versuchen im Konfliktfall zu vermitteln, kaum bis gar nicht beachtet, sondern sind meistens in vorderster Linie von Polizeigewalt betroffen. Was einhellig gefordert wurde, war zumindest die Kennzeichnungspflicht, insbesondere für die Ninja-Turtles der Bereitschaftspolizei. Heinen stimmte dem grundsätzlich zwar zu, faselte jedoch etwas von Beschaffungsproblemen. Naja, man kann auch für alles eine Ausrede finden 🙁

 Damit endete dann Tag 1 des Fankongresses 2014. Bei der Eröffnung wurde kolportiert, dass wenn taggen und Aufkleber tapezieren entfallen würde, es dann Bier geben würde… Leider konnte ich das aus terminlichen Gründen nicht verifizieren. 🙂

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Der Sonntag begann mit ein paar einleitenden Worten von Daniel Nowara (Unsere Kurve) zu den Ereignissen am Vortag in Köln. Er machte deutlich, dass es sich bei diesen Personen um Menschen handelt, die kein Fanbündnis und auch kein Kongress wie dieser erreichen kann und man sich einhellig von diesem Personenkreis distanziert.

Dann gab er weiter an DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig für ein Grußwort. Dieser war bereits am Vortag den ganzen Tag anwesend, um sich den Diskussionen und Panels als dialogbereiter Gesprächspartner zu stellen. Überhaupt waren DFL/DFB hochkarätig und engagiert vertreten – das muss man schon anerkennen. Vielleicht ist dies doch die Erkenntnis, dass der engagierte und aktive Fan eine größere Rolle im Wirtschaftskontext Fußball spielt, als es Businessseats und Langnese-Familienblocks alleine sein können.

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Andreas Rettig startet zunächst mit der bereits oben angeführten Kritik bezüglich des Briefes des Ministerdarstellers Jäger. Danach gab es lobende Worte für den Kongress und seine Organisatoren. Das wurde ein wenig zu väterlich, fragt man sich doch was man seitens der Fußballoffiziellen von 700 erwachsenen Menschen erwartet hatte? Ein Kindergeburtstag mit Hüpfburgen und Bibabutzemannspielen? Für die Vorgänge in Köln hatte er auch nur den Satz, dass kein Konzept der Welt solche Vögel einfangen kann. Erwähnenswert war auch noch seine deutliche Kritik an der BLÖD-Zeitung (leider ohne das Drecksblatt zu erwähnen), die über dieses Ereignis wieder eine unsägliche Schlagzeile pappen musste. Wann wird man diese Schweinezeitung endlich mal los?

Rettig berichtete davon, dass die DFL eine Kooperation mit der Initiative „Exit„, die sich um Aussteiger aus der rechten Szene kümmert, eingegangen sei. Ebenfalls trug er auch nochmal seine bereits am Vortag geäußerten Bedenken über eine totale Kommerzialisierung von Vereinen vor, um dann mit den Worten “ Nazis raus“ seine Rede zu beenden. Es folgte zurecht großer Beifall… Allein an den Taten wollen wir sie messen.

Anschließend gab es dann die Podiumsdiskussion zum Thema Selbstregulierung der Kurven und die Abgrenzung gegenüber diskriminierenden Gruppen. Und da stellte sich mir im Vorfeld eine Frage:

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…und in der Tat, war es wohl für die Organisatoren ziemlich schwierig einen Vertreter einer sich selbst als unpolitisch bezeichnenden Fanvertretung zu finden, der bereit war auf dem Podium seine Meinung zu vertreten. Gut so, unpolitisch heißt auch „rechtsoffen“ und das kann und will ich nicht haben. Es stellte sich auch ziemlich schnell die Frage, wie man denn mit rechtslastigen Jugendlichen umgehen soll und welche Möglichkeiten ein Fanprojekt gegenüber diesen Intelligenzverweigerern einnehmen soll. Ich klinke mich hier aus. Zwar gestehe ich jedem eine Chance zur Besinnung zu und freue mich über jeden der diesen faschistoiden Idioten von der Schippe springt, aber ich bin kein Pädagoge und auch kein ausgebildeter Sozialarbeiter… Kommt also bitte erst wieder zu mir, wenn ihr die braune Scheiße aus eurem Hirn geschissen habt.

Gleich zu Beginn gab der hinlänglich szenebekannte Fanforscher Gerd Dembowski ein Statement zum Thema „was ist politisch“ ab, welches grandios war. Leider habe ich es vergessen, vielleicht hat es ja jemand mitprotokolliert… Ich wäre interessiert. 🙂

Die Diskussion kam leider nicht wirklich in Gang, den eines ist völlig klar:

2014-01-19 14.53.02…und deshalb kann man diskutieren bis man schwarz wird. Wenn der Verein nicht mitzieht, dann steht man am Ende alleine da, denn ein ganzes Stadion zu „regulieren“ ist eine Herkulesaufgabe.

Nach dem Mittagessen (Gulaschsuppe oder Thaisuppe mit Zitronengras) gab es schließlich noch ein Wrap-Up der Themen, vorgestellt von den jeweiligen Moderatoren…

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Es waren zwei großartige und äußerst interessante Tage. Es steht zu hoffen, dass die Signale auch von der offiziellen Seite vernommen und vor allem verarbeitet werden. Außerhalb des Kongresses und der Fanbündnisse sind wir alle gefordert uns unsere Fankultur zu erkämpfen und auch zu erhalten. Vergessen sollte man dabei jedoch nie, dass der aktive Fan nicht alleine im Stadion ist, sondern mit ihm tausende andere Anhänger desselben Vereins, desselben Sports mit zum Teil höchst unterschiedlichen Ansichten und Zielen. Nur der Verein und seine Mitglieder kann schlussendlich etwas bewirken und hier muss die meiste Überzeugungsarbeit geleistet werden.

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P.S.: Man könnte noch viel, viel mehr schreiben. Völlig ausgeblendet habe ich z.B. den „Markt der Möglichkeiten“ u.a. mit den Queer Football Fans, der AG Fananwälte oder dem BAFF. Ferner möchte ich nochmal betonen, dass dies meine Eindrücke und meine Vorstellungen zu den einzelnen Themen sind. Auf der Seite des Fankongresses gibt es massenweise Pressestimmen und Material zum querlesen und sich seinen eigenen Gedanken zu machen.

Zu Nikolaus ins Erzgebirge

Na wie hört sich das an? Wer jetzt erwartet, das irgendwelche Silbereisen, Mosch & Egerländer durch dieses Blog toben wird leider enttäuscht, aber eine gewisse vorweihnachtlich, romantische Stimmung kann man beim FC Erzgebirge Aue schon erleben. Vor allem dann, wenn man dann die eiskalten Stiefel auch noch mit 3 Punkten gefüllt bekommt. Aber der Reihe nach …

…über die Abreise in Berlin kann ich nicht viel sagen, ich bin beruflich unter der Woche in Brandenburg und wurde deshalb vom Fanbus am Rasthof Freienhufener Eck (West), zwischen Energie und Dynamo abgeholt.

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Auf die Frau Pauli ((Name ist der Redaktion bekannt)) von den braun-weißen Spreepiraten war organisationstechnisch mal wieder 100% Verlass. Sturmtief Xaver war noch aktiv und die Luft war leicht schneeartig geschwägert und es hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass dies die Anreise irgendwie verzögern könnte. In der Tat nahm der Schneefall im Verlaufe der Strecke zu, aber wer zu Dezember ins Erzgebirge fährt erwartet schlichtweg nichts anderes. Wichtig ist hierbei, neben einem gefüllten Tank, genügend Verpflegung mit sich zu führen und verpflegen können sich die Mitglieder der Piratenbrigade,

fcspaue122013_02da war ich sehr zuversichtlich und tatsächlich wurde mir auch gleich ein einheimisches Bier gereicht.

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Auch der Bus erfuhr die eine oder andere weihnachtliche, respektive nikoläusige Dekoration, alles in allem die richtige Stimmung für einen Abstecher zu den erzgebirglerischen Löffelschnitzern am Vorvorabend des zweiten Advents.

Bei Dunkelheit in Aue angekommen und mit Polizeibegleitung am Stau vorbeigeführt ging’s dann schließlich ins Tal des Erzgebirgsstadions. Ich mag dieses Stadion, wie es sich in die Landschaft einschmiegt mit seinem bewaldeten, schon leicht mit Schnee bedeckten Abhang hinter Teilen der Gegengerade. Eigentlich hätten wir auch genau so gut auf einen Weihnachtsmarkt gehen können, es duftetet nach Glühwein und Wurstgulasch…aber ich schweife ab …

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Der Glühwein (oder der Kinderpunch, so genau wollte das keiner wissen) war vielleicht sogar entscheidend für den Ausgang des Spiels,

fcspaue122013_07weil wir aufgrund der Ansteherei nach selbigem, die Schlüsselszenen verpassten und das vielleicht eine noch wirkungsvollere Aktion war, als das berühmte „Torepinkeln“. Jedenfalls will ich nicht wissen, was passiert wäre, hätte Tschauni, den natürlich völlig unberechtigten Elfmeter nicht gehalten.

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Auch das 1:0 für den magischen FC blieb uns verborgen. Ich glaube wir waren gerade beim Bezahlvorgang, als Meister Finn eine weitere Kerbe an seinem (zumindest st. paulianischen) Torjägerkanonencolts hinzufügte. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn dies nur 3 Minuten später passiert wäre und wir uns zu Dritt, mit jeweils zwei Glühgetränken durch den jubelnde Mob des Gästeblocks gezwängt hätten.

Auf jeden Fall ein Auftakt nach Maß und obwohl schon die ersten ein ängstliches „zu früh“ raunten sah der weitere Verlauf des Spiels nicht so aus, als ob die Erzgebergszwerge den Boyz in brown ernsthaft das Gezähe um die Ohren hauen könnten. Nachdem dann Gregoritsch in der 25. Minute noch das 2:0 schoß, setzte in der Eiseskälte des Erzgebirgsstadions so etwas wie weihnachtliche Stimmung ein und man konnte sich ganz entspannt, der Verbreitung der frohen Botschaft über die sozialen Netzwerke widmen.

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Die Stimmung war trotzdem gut, die Fangesänge jedoch ein wenig unkoordiniert. USP hatte sich mal wieder mit den Ordnungskräften auseinandergesetzt und war deshalb nicht pünktlich anwesend. Das mögen jetzt vielleicht einige nicht gerne hören, aber es ist so …

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…das ist nicht schlecht und auch mitunter lustig, hat aber natürlich nicht die mediale Kraft einer koordinierten Sangesleistung. Ca. 10 Minuten vor Abpfiff wurden wir dann erlöst, als es USP dann doch noch an den Robocops vorbei ins Stadion schaffte. Die 4 Minuten Nachspielzeit waren dann wohl eine Reminiszenz an den unermüdlichen Kampf der Ultràs gegen die Sicherheitsorgane des zänkischen Bergvolkes auf dem Weg ins Stadion.

fcspaue122013_22fcspaue122013_25Schließlich war’s vorbei und nach dem Abfeiern der Mannschaft waren wir froh im warmen Bus zu sitzen und uns wohlig über die 3-Punkte-Bäuche zu streichen. Der erste Sieg beim FC Erzgebirge Aue war perfekt und es waren Big-Points auf dem Weg zum Aufstieg zu einer Spitzenmannschaft der 2. Liga.

Die Heimfahrt verlief nahezu harmonisch, von der Polizei auf die Autobahn geleitet und ab ging’s in Richtung Hauptstadt, nicht ohne das festliche Absingen altbekannter Weisen…

foxxitweetlied071213…nur ein einziges Mal kam dann noch leichte Spannung auf, als der völlig vom Wetter überraschte sächsische Winterdienst uns kurz vor Dresden über eine Stunde auf einer geschlossenen Schneedecke zurückließ und uns langsam aber sicher die strategischen Bierreserven ausgingen.

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Eine kleine, kurze Schneeballschlacht mit den nebenan stehenden Polizeibeamten brachte jedoch die nötige Entspannung und irgendwann ging’s dann doch weiter. Nach einem kurzen Sturm einer Autobahnraststätte wurden dann noch die Bierbestände aufgeforstet und gegen 03:00h in der Früh waren wir wieder daheim.

Fan-Gipfel, November 2012 in Berlin

Gestern lud der 1. FC Union Berlin zusammen mit der Fanvereinigung Eiserner V.I.R.U.S. e.V. zu einem außerordentlichen Fangipfel an die alte Försterei nach Köpenick.  Es war eine offene Veranstaltung und es konnte jeder kommen, der sich berufen fühlte oder der sich für Fußball interessiert. Fast 300 Teilnehmer aus dem Umfeld des Fußballs folgten der Einladung. Darunter viele offizielle Vertreter von Vereinen, Fanorganisationen und den Verbänden DFB und DFL. Offensichtlich hielten es Politiker und Polizeivertreter nicht für nötig Präsenz zu zeigen und in den Dialog einzusteigen, aber wozu auch, schließlich hält man sich wohl für mächtig genug über den Belangen des Bürgers zu stehen. Lediglich das Gewinsel eines subalternen Polizeigewerkschaftlers, der wohl auf eine persönliche Einladung wartete, schaffte es in die Medien. Schon mal an dieser Stelle ein Riesenlob an die Organisatoren. Die Bewirtung war ausgezeichnet und der gesamte Ablauf ließ keine Wünsche offen und die Atmosphäre war sagenhaft – ganz großes Tennis!

Der Anlass für diesen Fangipfel war die Diskussion um eine „Sicherheitskonzept“ von DFB/DFL und der Politik, welches, so hoffte man wohl, still und heimlich am 12. Dezember diesen Jahres bei der Mitgliederversammlung des Ligaverbands beschlossen werden sollte und zwar ohne die Mitwirkung derjenigen, die am meisten davon betroffen sind, nämlich die Fußballfans und die Vereinsmitglieder. Der Vorgang ist fußballinteressierten Menschen bekannt, deshalb beschränke ich mich an dieser Stelle auch auf die Links zu den einschlägigen Publikationen:

Das DFL-Papier „sicheres Stadionerlebnis“ auf Publikative.org

Stellungnahmen der Vereine zum DFL-Papier „sicheres Stadionerlebnis“

Übrigens, Vereine, bzw. deren Präsidien, die dem DFL-Papier vorbehaltlos zugestimmt haben sind: Bauern München, Borussia Dortmund, Schalke 04 und Bayer Leverkusen… ich lass‘ das mal einfach so stehen, frage mich allerdings was deren Fans wohl davon halten…

Der gestrige Fangipfel war eine großartige Veranstaltung. Sehr informativ und alles in allem von einer hohen Dialogbereitschaft auf allen Seiten geprägt. Wichtig ist allen interessierten Parteien vor allem die Versachlichung der Diskussion und eine verbale Abrüstung. Sebastian vom Blog „Textilvergehen“ hat den gesamten Ablauf in einem Minutenprotokoll festgehalten und das Ergebnis der Gipfels wurde noch am Abend in Form einer Abschlusserklärung auf der Homepage des 1. FC Union veröffentlicht.

Bemerkenswert dabei ist, dass diese Abschlusserklärung, die wunderbar vorformuliert war, anschließend in einem ca. 1,5 stündigen Dialog aller Anwesenden erarbeitet und verabschiedet wurde. Viele Köche können durchaus einen extrem leckeren Brei zubereiten.

Das Medieninteresse war überwältigend, leider jedoch wurde vielfach wieder am Thema vorbeiberichtet, bzw. schon gar nicht erst begriffen um was es geht:

Ich verzichte hier auf eine Presseschau, Google kann das besser…

Eine sehr gute Übersicht möchte ich hier nicht vorenthalten, weil sie sehr gut veranschaulicht, wer eigentlich die „Stakeholder“ des Fußballs sind, bzw. um es mit Sven Bruxs Worten zu sagen „wem gehört der Fußball?“.

Endlich …

…das hat jetzt aber gedauert mit dem ersten Sieg diese Saison, aber jetzt ist er in Sack und Tüten, auch wenn es gegen schwache Sandhausener bis zur 71. Minute gedauert hat und es am Ende nochmal spannend wurde…

Aber wir sind hier schließlich auf St. Pauli und nicht im Schlauchboot in dieser Möchtegernmetropole im Süden.

Teile der Piratenbrigade versuchten einmal neue Wege ans Millerntor und nahmen für ’nen schmalen Taler die Nahverkehrszüge der DB. Kostet fast nix, aber die Reisezeiten und -dauern sind sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Unglaublich wieviele Menschen an einem Wochenende so unterwegs sind …

Für uns war’s das erste Heimspiel der Saison und deshalb mussten wir erstmal die Neuerungen goutieren. Die neue Gegengerade ist ja noch nicht fertig und deshalb warten wir erstmal wohlwollend ab, momentan mutet sie einem doch sehr fremd an …

Wo wir gerade bei Panoramen sind, hier die Choreo von USP zum Jubiläum…

Die neuste Sache sind ja zunächst die Diffidati con noi Gesänge aus der Süd, bevor es nach ca. 10 Minuten zum gewohnten und allzeit beliebten „Aux Armes“ kommt. Andersrum wäre es mir zwar lieber, da bin ich Traditionalist, aber grundsätzlich unterstütze ich (der Autor und nur der) die Diffidati con noi Kampagne.

Zum Spiel muss man nicht viele Worte verlieren. Die Boys in brown waren stark aber es fehlte das letzte Quäntchen Glück zum Torerfolg, Sandhausen igelte sich ein und versuchte Konterfußball zu spielen. Wie wir aus leidvoller Erfahrung wissen ist das für uns immer gefährlich, denn oft genug spielt Bruder Leichtfuß mit…

 

Schlussendlich wurde mit 2:1 gewonnen, einigermaßen souverän gespielt und dass André Schubert beim 1:0 vor Freude den Platz stürmte, stimmt doch hoffnungsvoll. Da schmeckte das anschließende Bierchen in der Domschänke gleich doppelt so gut …

 …und das Essen im Backbord noch besser und wenn dann der Vorstadtclub im Nordderby auch noch eins draufkriegt, dann war’s ein rundum gelungener Tag…

Mit vielen lieben Grüßen an die Bezugsgruppe, wir haben Euch alle vermisst und auf die, die es (noch) nicht ans Millerntor geschafft haben, freuen wir uns schon mal auf’s nächste Mal!

Kein Stadion der Gastfreundschaft mehr…

Dann wollen wir mal ein wenig Leben hier rein bringen und starten die neue Zeit so wie die alte aufhörte, nämlich mit dem Ausflug nach Cottbus. Unsere Piratenbrigadistin Frau Nullzeit hat schon gebloggt und ich kann das nur wärmstens empfehlen, es ist nämlich viel unterhaltsamer…

Nachdem wir letztes Jahr im völlig überfüllten EC nach Krakow von den Spreepiraten mit Schnittchen versorgt wurden, wollte die Piratenbrigade diese Saison den völlig überfüllten EC nach Krakow versorgen und so stand der Vorabend ganz im Zeichen der Stulle, Kniffte, Bemme und dem Bütterken…

Am Sonntag war dann um 09:00h Treffen am Berliner Hauptbahnhof und um 09:42 enterten wir schließlich den völlig überfüllten EC nach Krakow um unsere fest eingeplanten 3 Punkte aus dem Stadion der Gastfreundschaft abzuholen. Einige Berliner waren diesmal schlauer und haben sich einen Bus gechartert, somit war der völlig überfüllte EC nach Krakow diesmal völlig überfüllt mit Krakowbesuchern und weniger mit Fanhorden, die Schnittchen fanden dennoch Abnehmer.

In Cottbus wurden wir, wie schon in der vergangenen Saison von der Rennleitung empfangen, aber diese hielt sich vornehm im Hintergrund und so war es, ebenfalls wie letzte Saison, ein ganz entspanntes Spaziergängchen ins besagt Stadion der (Gast-)Freundschaft…

Im Vorfeld wurden ja schon wieder die Sicherheitsbestimmungen bekannt, unter anderem ein Verbot von Gürteltaschen, die „Sicherheitsmenschen“ werden immer erfinderischer. Zum Glück war das Wetter warm und schön und dementsprechend war die Kleidung ausgelegt und die Abgreiferei und das Schuhüberprüfungsgewürge ging relativ schnell.

Dann ging’s ab in den Gästekäfig, wo eine Bombenstimmung herrschte…

Ab hier möchte ich den Mantel des Schweigens über den weiteren Verlauf auf dem Rasen  decken, jedes Wort wäre zuviel und so machten wir uns einigermaßen ernüchtert wieder auf den Weg zum völlig überfüllten EC nach Berlin …